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Gründungsversammlung vom 6. Januar 1979

Über die Gründung möchte ich den Griffel unserem Reporter und Jugendschriftsteller Heiner Gross (gestorben 2. Mai 1993) übergeben. Mit viel Fantasie hat er in allen Winterthurer Zeitungen einen Schrecken erweckenden Artikel erscheinen lassen. In gekürzter Form gebe ich ihn wieder:
Achtung! Winterthurer Hexen ausgebrochen!

Kaum ist das neue Jahr angebrochen, wird die Schweiz auch schon durch eine Schreckensnachricht aus Winterthur erschüttert; dort sind nämlich gräusliche Hexen entwischt und zwar gleich 16 Stück aufs Mal. Bei gewöhnlichen alten Hexenweibern wäre jede Aufregung überflüssig. Da es sich aber um Hölloch-Hexen handelt, müssen wir die Bevölkerung vor dieser schrecklichen Invasion warnen. Dass die mit langen, krummen Besen bewaffneten resoluten Greisinnen zudem äusserst mobil sind, haben sie am vergangenen Samstagabend bewiesen: Ohne jede Vorwarnung haben sie den sympathischen Ort Reichenburg im Kanton Schwyz überfallen und dort bis in den frühen Morgen hinein ihr Unwesen getrieben.

Wie aber konnte es zu diesem unerwarteten Hexenausbruch kommen? Lassen wir am besten einen Journalisten erzählen, den die reissenden alten Damen in Winterthur gekidnappt und im Car nach Reichenburg verschleppt hatten:
Es geschah im "Wilden Mann" in Winterthur, am Samstagnachmittag. 16 Hexen packten zu und verfrachteten mich in einen kleinen Autobus. Allerdings erschienen sie als sonderbare Hexen, denn sie waren wohl mit dicken, langen Röcken, Fellschürzen und Fellstulpen an den Beinen verkleidet, doch ihre Köpfe waren völlig menschlich. Herzige Frauengesichter und rassige Männerantlitze guckten merkwürdig klein oben aus den wallenden Hexengewänder. Sofort wurden mir vier Anführer vorgestellt: Hermi Deuber mit Hexengemahlin Agnes und Toni Schnüriger mit Rösli. Von ihnen hiess es, sie hätten den Ausbruch seit vielen Wochen geplant, die Kleider und Felle genäht und die Hexenmasken von Josef Schnyder in Kriens schnitzen lassen. Wobei zu erwähnen sei, dass jedoch sämtliche anderen Hexen ebenfalls an den Arbeiten beteiligt gewesen seien.

In Reichenburg, das überfallen werden sollte, fassten sich die Bewohner schnell. Zufällig waren viele dort auf dem Dorfplatz versammelt: Mitglieder der Narrhalla, der Burgritter und die Lauitüfel von Reichenburg. Eine tolle Guggenmusik, die Ritschbörg-Schränzer, spielte ebenfalls zufällig zwei herrlich schaurige Märsche. Sie alle, insbesondere die Lauitüfel, trugen gfürchige Masken, und es schaute ziemlich aussergewöhnlich aus, als sich die Winterthurer Schmutteren mit ihren kleinen Köpfen, jedoch in den grellsten Hexentönen kreischend, unter die Lauitüfel mischten. Offenbar fanden die Greuelgestalten Gefallen aneinander, denn bald darauf zogen alle miteinander ins Rössli, wo - was es doch für Zufälle gibt - ein Saal für den aufgeräumten Haufen reserviert war.

Langsam dämmerte mir, dass hinter dem Ganzen erstens keine echten Hexen, sondern Mitglieder des Schwyzervereins Winterthur steckten und dass zweitens diese verkleideten Hexen in Reichenburg hoch willkommen waren. Warum sonst wären sie dort so herzlich empfangen und später nicht nur würzig getränkt, sondern auch recht nahrhaft gefüttert worden. Mit einem Wort: Die Reichenburger haben die Winterthurer überaus herzlich aufgenommen. Und jetzt kam auch aus, was die Veranstaltung für einen Sinn hatte. An diesem Abend wurde in Reichenburg die Hölloch-Hexengruppe Winterthur gegründet! Regierungsrat Heinrich Kistler sagte dazu: Wenn Schwyzer, die in Winterthur seit 54 Jahren einen Schwyzerverein haben, mich zur Gründung einer Hexengruppe einladen, komme ich so geschwind wie möglich. Alois Kaiser, seinerseits der Chef der Lauitüfel, übernahm mit seinen Höllenbrüdern die Patenschaft.

Die Oberhexe Hermi Deuber leitete die Gründerversammlung mit Schmiss, wenn ihn auch der künstliche Riesenbusen immer etwas vornüberzog. Dafür wurde er mit einstimmigem Geklatsche zum Hexenhäuptling gewählt.

Hexe Agnes Deuber verlas hierauf ihre Saga von der Höllochhexe. Darnach haben auf Besen reitende Hexen den Seppli erschreckt und gleich ins Hölloch entführt. Deshalb gehört zur Hölloch-Hexengruppe auch der Heimwehseppli, der am Umzug mit der Peitsche knallte. Nun löste sich das Geheimnis um die Köpfe der Hexen. Erst an dieser Versammlung nämlich wurde ihnen die geschnitzte Hexenmaske, in einer höllischen Zeremonie abgegeben. Erst jetzt waren sie komplette Hexen und für den Abflug auf dem Besen bereit. Das wurde gleich ausprobiert.

Sie hüpften und flogen am Fasnachtseinschellen mit und feierten den wilden Hexensabbat mit ihrem Götti den Lauitüfeln bis in den frühen Morgen.

   

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